Manche haben es nicht für möglich gehalten. Aber nun hat der Kiezgarten am S-Bahnhof Bellevue schon seinen zweiten Sommer überstanden, und er hat sich gut entwickelt. Es macht Freude, dort zu sein, weil viele Passant:innen stehen bleiben und sich manches nette Gespräch ergibt.
Am Anfang stand eine verwilderte Brache, auf der sich regelmäßig Müll ansammelte. Müll muss auch heute noch eingesammelt werden, aber die Fläche sieht schon viel besser aus, nicht zuletzt weil es geschätzt wird, dass hier ein kleiner Kiezgarten entstanden ist. Befürchtungen, dass manches zerstört werden könnte, haben sich nicht bewahrheitet. Jetzt ist die Fläche fast zugewachsen, und es blüht fast das ganze Jahr hindurch in verschiedenen Farben und Formen. Nicht nur die Menschen, die sich eine Pause an diesem Fleckchen gönnen, freuen sich darüber. Auch Bienen und andere Insekten haben sich inzwischen zahlreich eingefunden.
Gartenarbeit ist mühsam, aber macht Freude und nur gelegentlich Verdruss, und man lernt immer wieder dazu. Im Laufe der beiden letzten Jahre wurden zahlreiche Pflanzen gesetzt, Hunderte Gießkannen mit Wasser herbeigeschleppt und fleißig Verblühtes entfernt.Wir haben Hunderte von Tulpen, Narzissen und Zwiebelblumen in die Erde versenkt, wurden im Frühjahr aber auch von deren Blüten entschädigt. Lungenkraut, Glockenblumen, Storchschnabel, Nelken und Spornblumen haben den Sommer über geblüht, und im Herbst folgten Kerzenknöterich, Prachtkerze, Astern und Fetthenne. Bei den Ziergräsern gab es Licht und Schatten: Manches ist verdorrt, andere Gräser wie der Blauschwingel fühlen sich offenbar pudelwohl auf der sandigen Fläche. Die hübsche „Jungfer im Grünen“ sät sich selbst aus. Wilder Salbei blüht auch jetzt im Oktober noch, während die eigens angezogenen Salbeipflanzen zwar schönes, duftendes Laub aufweisen, aber nicht blühen wollen. Ob die Schwerlilien im nächsten Jahr wohl endlich ihre dunkelblauen Blüten zeigen werden? Auch die Felsenbirne macht Sorgen: Im ersten Jahr hat sie schön geblüht, aber jetzt sehen ihre Blätter nicht ganz gesund aus.
Am meisten Arbeit hat das Gießen gemacht: Wer hätte vor zwei Jahren gedacht, dass unsere Sommer so trocken werden würden! Der Klimawandel ist auch am S-Bahnhof Bellevue deutlich zu spüren. Die eigentlich schattige Fläche erwies sich im Juni bis in den August eher als sandige Wüste, auf der nur mit Hilfe vieler Gießkannen das Grün überlebte und gedieh. Mindestens einmal die Woche pendelten Norbert, Eva-Maria, Urs, Volker, Waltraud und andere Anwohner:innen und Mitglieder der SPD Bellevue mit dem Bollerwagen zwischen der Wasserpumpe und den Beet hin und her. Ohne euch sähe es dort jetzt anders aus!
In diesem Herbst werden wir nun nur noch ein bisschen aufräumen müssen. Und dann hoffen wir, dass der Winter nicht zu streng wird, und es im Frühjahr wieder austreiben und blühen wird. Klar, manches werden wir austauschen müssen, auch um die Fläche noch robuster zu machen gegen Hitze und Trockenheit im Sommer. Aber erst mal ist Abwarten angesagt: Die Natur geht in die Winterruhe.
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